Montag, 29. September 2008

Starship Troopers


Der erste Teil von Paul Verhoeven (Basic Instinct, Showgirls, Total Recall, Türkische Früchte ...), der wie man auch in dieser Auflistung sieht, gerne mit Dystopien aufwartet (Robocop gehört hier auch noch erwähnt). Was ist im Vorfeld über diesen Film geschrieben worden? Er sei stumpf, militaristisch, sexistisch, faschistisch - kurz Paul Verhoeven schien alles richtig gemacht zu haben (Ed Neumeier, der Drehbuchautor auch). Eine gigantische Zukunftssatire wurde uns versprochen, eine Abrechnung mit dem amerikanischen System, eine Gewaltorgie allerersten Ranges, was haben wir im Vorfeld damals gesabbert, kurz vor dem Abitur. Dann war es endlich soweit - was soll ich sagen? Ich war dreimal im Kino und besitze mittlerweile beide DVD-Fassungen, die Laserdisc, das Buch (von Robert A. Heinlein) unzählige Stunden, die ich mit Johnny Rico und Co. verbracht habe. Paul Verhoeven und Ed Neumeier haben definitiv alles richtig gemacht. Sie haben eine Riege an Knallchargen verpfllichtet, die man bis dahin nur aus Seifenopern kannte. Casper van Dien und Denise Richards sind die einzigen beiden, die bis heute davon profitieren konnten. Das Problem ist, dass sie in diesem Film unfhähige Hurrapatrioten gespielt haben, die sich für die Armee verpflichten und dann in einem vollkommen sinnlosen Krieg stürzen. Wobei Dizzy Flores (Richards) noch die intelligentere ist und zur Raumflotte kommt, während es bei Rico (van Dien) nur für die Infanterie reicht. Nach einer seifenoperartigen Einleitung folgt eine knallharte Ausbildung, bei der schon einige der Protagonisten auf der Strecke bleiben. Rico selbst ist mitverantwortlich für den Tod eines seiner Teammitglieder und soll gehen, nur dank seines Vorgesetzten (Michael Ironside) kommt er mit "administrativer Bestrafung" davon. Das heisst er wird öffentlich ausgepeitscht. Als er dann selbst den Krempel hinwerfen will und schon vor dem Ausgang steht kommt es zum Angriff der Bugs auf die Erde (wohlgemerkt, das ist nicht der Erste, der Zuschauer erfährt nie den Sinn und die Ursache des Krieges), sie zerstören mit einem Meteoriteneinschlag Rio de Janeiro, es gibt Millionen Tote, unter anderem Ricos Eltern. Da will er wieder in den Krieg ziehen, was ihm auch vergönnt wird. Sein Entlassungsgesuch wird zerrisssen. Er kommt in einen heftigen Gegenangriff der Menschen auf dem Bugplaneten. Die ganze Handlung wird, wie bei Neumeier/Verhoeven üblich, immer wieder von Nachrichten und Propagandameldungen unterbrochen, dies macht auch den satirischen Charakter des Films aus. Die Darsteller laufen in Uniformen direkt aus dem dritten Reich herum, es gibt Organisationen, die ziemlich große Ähnlichkeiten mit Organisationen aus dem dritten Reich haben. Die Menschheit wird von einem faschistischen System regiert, es gibt einen Sky Marshall, der anscheinend fast absolutistisch regiert. Auch gibt es eine Geheimpolizei, die mit Telepathie experimentiert. Diese wollen dann auch den Brainbug, der das letzte Teil der Handlung ausmacht, ausfindig machen. Genau dieser wird dann auch von Rico und Flores ausfindig gemacht und gefangen genommen. Rico ist jetzt der Anführer und wird auch prompt in einem Propagandaclip verbraten.
Der Film bietet alles, was man als Zuschauer von einem Verhoeven-Film erwartet. Gewalt, satirische Spitzen und ein paar Details der weiblichen Anatomie (keine Angst, deshalb ist der Film nicht ab 18). Wer eine knallharte Abrechnung mit der amerikanischen Gesellschaft erwartet, der wird vielleicht enttäuscht, aber es wird genug geboten. Der Film war ja auch in den USA kein Erfolg, was mich hier auf unserer Seite des Atlantiks immer aufhorchen lässt, kann man dies doch schon als Qualitätsmerkmal sehen.
Es gibt zwei verschiedene DVD-Fassungen, beide sind nicht gerade üppig ausgestattet. Die Erstauflage ist einer der wenigen erschienen Flipper-DVDs, das heißt nach der Hälfte des Films muss man die DVD drehen. Der Vorteil ist, das Bild ist richtig gut. Boni gibt es keine (Menü und Szenenanwahl sind kein Bonus, auch wenn es so auf der Verpackung steht). Die andere DVD ist kein Flipper, das Bild ist etwas schlechter, dafür sind die üblichen Boni dabei. Audiokommentar, gelöschte Szenen, Trailer ...
Wer mal eine knallharte Satire sehen möchte, der sollte zuschlagen. Die Flipper-DVD ist allerdings vergriffen, die gibt es höchstens gebraucht. Der Film ist auch mittlerweile indiziert, warum auch immer?

Bewertung: 9/10

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